Der Kappschnitt…

oder wie Bäume zu Grunde gehen:
Landauf, landab sieht man Bäume, welche frisch zu Ruinen geschnitten wurden. Vielfach stehen die verstümmelten Bäume in Privatgärten oder im Grünraum von grösseren Überbauungen, wo die Baumpflege offensichtlich in unkundige Hände gelegt wurde.

Die heftige Reaktion des Baumes ist eine logische Abfolge dieser Schnittart: Ohne Feinäste kein Laub, ohne Laub keine Photosynthese, ohne diese keine Assimilate, ohne Bau- und Betriebsstoffe kein Leben! Der Baum treibt baldmöglichst mit frischem Grün wieder aus. Aber wie!?

Die Ersatztriebe wachsen gleich büschelweise am Rande der frischen Schnittstellen und bilden lange, peitschenförmige Ruten. Welche sich in kurzer Zeit zu grossen schweren Ständern mit einem riesigen Hebelarm, entwickeln.

Und dennoch sagen sich viele Menschen, dass der massive Kronenschnitt richtig ausgeführt worden ist und sicher nicht schädlich ist für den Baum – wo er doch wieder so kräftig austreibt.

Die «Innere Uhr» des Baumes tickt, jedoch nun rückwärts, wie eine entzündete Bombe. Denn im gleichen Masse wie der Baum in der Krone geschnitten wird, sterben auch die Wurzeln ab. Wie die Wurzeln, so beginnt nun auch das Holz langsam zu faulen. Denn die grossen Schnittflächen an den gekappten Ästen bilden Eintrittspforten für den Holz zersetzenden Pilz. Einmal eingedrungen, baut der Pilz das Holz während Jahren langsam ab, womit es morsch und brüchig wird.

In der Zwischenzeit wachsen die Ersatztriebe des Baumes zu starken, schweren Ästen heran. Bis ihre Unterlage, das faule Holz der gekappten Äste, die neuen Äste nicht mehr tragen können. Einzelne Äste brechen durch den Wind oder unter der Schneelast herab, was eine eilige Fällung mit sich bringt. Oder aber die Ersatzkrone wird noch vor einem Bruch erneut massiv zurück geschnitten, weil sie wieder zu gross und dicht geworden sind. Es werden erneut Eintrittspforten für die Holzpilze geschaffen. Der Baum treibt ein weiteres Mal aus, derweilen sich die Fäulnis im alten Holz immer rascher ausbreitet, bis ganze Kronenteile herab- oder auseinander brechen. Dies macht eine Fällung unumgänglichen.

Nicht selten heisst es: «Der Baum ist krank und alt, er muss ersetzt werden.» In Wirklichkeit wird der Baum durch falsche Behandlungen krank gemacht. Für teures Geld, wohl verstanden und alt ist er mit seinen paar Jahrzehnten noch lange nicht.

Fazit:
Die Kappungen zerstören den natürlichen Habitus des Baumes, wie auch die Biologischen und Mechanischen Aspekte und bewirken eine dichtere Kronenbildung. Sie schwächen den Baum durch Verluste von Reservestoffen und führen zum Entstehen vieler Faulherden im Holz und Wurzelbereich, womit massive Bruchgefahr aufkommt. Aus Sicherheitsgründen werden diese Bäume oft gefällt oder bis zur Fällung in einem Aufbauschnitt gehalten. Welches in kurzen periodischen Abschnitten durchgeführt werden muss und oft mit hohen Unterhaltskosten verbunden ist. Letztlich wirkt sich der Kappschnitt für den Baum nur Lebens verkürzend aus.

Die Praxis des Kappschnittes verstösst gegen den wichtigsten Grundsatz der modernen Baumpflege, der besagt, dass jeder Pflegeeingriff nach den Gesetzmässigkeiten der Natur erfolgen sollte, um so dem Baum keine nachhaltigen Schäden zuzuführen.

Empfohlene Alternativen zum Kappschnitt:
In der professionellen Baumpflege gibt es keinen einzigen zwingenden Grund, eine Baumkrone zu kappen. Dazu gibt es verschiedene Massnahmen, wie eine gute Standort- und Pflanzenwahl des Baumes, sowie eine gut gewählte, professionelle Schnitttechnik.

Ausführlicher sind diese Massnahmen unter der Rubrik Baumschnitt zu finden.